DGL 2022

Falkensteiner Damen mit Blitzstart


11. Juni 2022 , Christopher Tiess


Maike Schlender spielte sich mit ihrem Hamburger GC an die Spitze der Tagestabelle (Foto:DGV/stebl)
Maike Schlender spielte sich mit ihrem Hamburger GC an die Spitze der Tagestabelle (Foto:DGV/stebl)

Zum Auftakt des dritten DGL-Spieltags machen die Falkensteiner Damen den Gastgeberinnen aus Wannsee die Lorbeeren streitig und übernachten in der Tagestabelle auf Platz eins. Im Mittelfeld bleibt der Düsseldorfer GC knapp vor den Stadtrivalen vom GC Hubbelrath.

Berlin. Der dritte Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf steht auf dem Programm und als Gastgeber für die Damen der 1. Bundesliga Nord steht wieder einmal eine ganz besondere Adresse des deutschen Golfsports bereit. Die Ligagruppe trifft sich in dem - nach eigenen Angaben - ältesten Golfclub Deutschlands: dem Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee.

Wannsee - die Geschichte dieses Clubs ist zugleich ein Spiegelbild der Geschichte Deutschlands und des deutschen Golfsports. So firmierte der G&LC Berlin-Wannsee nicht immer unter seinem heutigen Namen. Gegründet wurde er im Jahr 1895 von einer Handvoll britischer und amerikanischer Diplomaten als Berlin Golf Club.

Älteste Trophäe im deutschen Golfsport

Bereits im Jahr 1896 wurde in diesem Vorläufer des G&LC Berlin-Wannsee um eine Trophäe gestritten, die als älteste im deutschen Golfsport gilt und die bis heute jedes Jahr wieder als „Gründerpokal“ ausgespielt wird. Im Jahr 1924 war es dann, dass der Umzug vom Spandauer Damm an den Wannsee festgelegt wurde. Immerhin: nicht ganz freiwillig räumten die Berliner Golfer ihr angestammtes Feld, das einst eine Pferderennbahn war. 

Und doch sollte der Umzug zugleich die Geburtsstunde dessen werden, was die Golfwelt heute als Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee kennt. Das Projekt der engagierten Berliner wurde so populär, dass das noch im Bau befindliche Clubhaus deutlich vergrößert wurde: die Frontfläche erhöhte sich von 14 auf ganze 112 Meter. Erst der zweite Weltkrieg machte der Entwicklung einen Strich durch die Rechnung. 

Im Laufe des Krieges wurde Teile des Platzes für Flugabwehrstellungen genutzt. Einige der Bahnen waren mit Schützengräben durchzogen und von Granattrichtern zerwühlt. Auf dem Gelände wurden Tiefbunker gebaut und am Ende stand auf einer der Spielbahnen sogar ein ausgebranntes russisches Panzerwrack. Direkt nach dem Kriegsende nutzte die Rote Armee das Gelände als Pferdeweide. Doch als die Stadt Berlin in die vier Sektoren aufgeteilt wurde, ging das Areal an das US Militär über. 

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Bis 1947 konnten alle 18 Spielbahnen am Schäferberg wieder bespielbar gemacht werden. Allerdings standen sie bis 1956 ausschließlich den amerikanischen Besatzungskräften zur Verfügung. Der zunächst sehr restriktive Zugang für Deutsche lockerte sich mit der Zeit so weit, dass eine sehr sportlich-freundschaftliche Atmosphäre entstand. Das war der Grundstein für den endgültigen Aufstieg des G&LC Berlin-Wannsee in die Belle Etage der Diplomaten. 

Über die Jahrzehnte spielten hier nicht nur die besten, sondern immer wieder auch die wichtigsten Golfspieler der Welt, die im eigentlichen Leben aber eher Generäle oder Politiker waren. Der G&LC Berlin-Wannsee - nur eine kurze Autofahrt von der geschichtsträchtigen Glienicker Brücke entfernt - stand immer wieder an der vordersten Front des Weltgeschehens. Auch heute, zu Zeiten der Berliner Republik, ist „Wannsee“ ein Ort, an dem man viele bekannte und noch mehr einflussreiche Köpfe der Gesellschaft findet. 

Ungeachtet dessen bleibt das Gründungsmitglied des Deutschen Golf Verbandes stets einem großen Prinzip treu: der Förderung des Golfsports und insbesondere der Förderung des Jugend-Golfsports. Es ist eine ganz eigene Tradition des Clubs, seine ersten Mannschaften mit Nachwuchsspielern aus der eigenen Jugend zu stärken und damit sowohl das Team als auch die einzelnen Spieler zu fördern. Wachsen aus eigener Kraft - das war und ist das Mantra dieser großen Berliner Sportinstitution.

Und das Konzept geht auf: allein in diesem Jahrtausend haben die Berliner Bundesliga-Damen die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften schon sechsmal gewonnen. Und in der diesjährigen Saison hofft Sportdirektorin Miriam Hiller darauf, die begehrte Trophäe das dritte Mal hintereinander in das Clubhaus am Schäferberg mitnehmen zu können.

Die alten Rivalen

Dabei schätzen die Hauptstädter den sportlichen Wettstreit. Und das gilt umso mehr, wenn es um das Messen mit den Geschwistern im Geiste geht. Daran hat sich bis in die heutigen Tage nichts geändert: auch zum aktuellen DGL-Heimspieltag freuen sich die amtierenden Deutschen Mannschaftsmeister der Damen über den hochkarätigen Besuch aus ganz Deutschland. Unberührt jedoch bleibt der Anspruch der Gastgeberinnen, auf heimischem Platz Sieger zu bleiben. 

Und so wird es die Damen aus der Hauptstadt ärgern, dass die Führung an diesem ersten von zwei Turniertagen bei den Spielerinnen des Hamburger GC Falkenstein bleibt - ebenjenen alten und geschätzten Sportrivalen aus dem Norden. Zu stark war die Leistung der Nordlichter sowohl in den Einzeln als auch den Vierern. Mit kumuliert sechs Schlägen über Par stehen die respektierten Konkurrenten empfindlich klar vor den Wannsee-Damen, die ihrerseits bei 19 Schlägen über Par liegen.

Und erneut ist es das Mittelfeld, in dem es mit beinahe unfassbarer Spannung zugeht. Hier schaffen es die Damen des Düsseldorfer GC, mit konzentriert zu Ende gespielten Vierern und insgesamt 37 Schlägen über Par knapp vor den Kontrahentinnen des GC Hubbelrath mit 39 Schlägen über Par zu bleiben. Auf Platz fünf der Tagestabelle steht der GC Hummelbachaue. Die Aufsteigerinnen stehen nach zwei von drei Wertungsrunden bei 114 Zählern über Par.

Am 12. Juni 2022, dem zweiten Turniertag, wird ab 08:00 Uhr die dritte und damit letzte Wertungsrunde des Spieltags gestartet. Diese wird erneut als Einzelrunde ausgetragen