DGL 2022

Wannsee und Falkenstein Kopf an Kopf


14. Mai 2022 , Stefan Bluemer


Philipp Mejow (©DGV/stebl)
Philipp Mejow (©DGV/stebl)

Die 1. Bundesliga Nord der Herren startet in Hamburg in ihre neue Saison der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf.

Hamburg – Die ersten Bälle sind geschlagen, der erste Spieltag nimmt seinen Lauf. Einen Lauf hatte in der ersten Runde vor allem Philipp Mejow. Der Profi vom GLC Berlin-Wannsee musste auf Bahn 9 zwar nach einem Dreiputt einen Bogey notieren, packte aber satte neun Birdies und auf der 17 sogar einen Eagle dazu. Macht auf dem Par-71-Kurs in Summe 61 Schläge. Zehn unter Par. Der alte Platzrekord steht bei 63 Schlägen. Da die Spielleitung aufgrund einiger Schäden durch Krähen entschieden hatte, mit „Besserlegen“ zu spielen, wird der alte Rekord auch weiter in den Büchern geführt.


Für den GLC Berlin-Wannsee ist dies allerdings nur eine Randnotiz, denn natürlich hilft ein derart tiefer Score der Mannschaft, sich am ersten Spieltag in eine gute Position zu bringen.
„Ich habe die Eisen sehr gut getroffen und dann lief mein Putter auch noch heiß“, freute sich Philipp Mejow, der mit diesem Score seine persönlichen Bestleistung einstellte.

Trotz dieser überragenden 61 (-10) lag nach den Einzeln nicht Berlin in Front, sondern Gastgeber Hamburger GC. Bester Hanseat war Michael Thannhäuser. Der 44-jährige Routinier des HGC ist ein Phänomen. Trotz hoher Arbeitsbelastung im Dienste der EGA schafft es Thannhäuser immer wieder, großartige Leistungen auf den Platz zu bringen. So war es auch an diesem Tag die 65 (-6), mit der er großen Anteil daran hatte, dass sein Team nach den Einzeln gesamt drei unter Par und damit acht Zähler vor Berlin lag. In der Breite hatten die Falkensteiner bei ihrem Heimspiel tiefer geschossen.
Titelverteidiger GC Hubbelrath hatte ebenfalls einen überragenden Akteur, aber in der Breite so viele Scores über Par, dass Coach Roland Becker damit nicht zufrieden sein konnte. Bester Hubbelrather war Jugend-Nationalspieler Peer Wernicke, der bei neun Birdies und einem Bogey auf 63 (-8) Schläge kam.
In den Vierern änderte sich am Nachmittag an der Spitze nichts wesentlich. Hamburg liegt in Summe Even Par und damit lediglich drei Zähler vor Wannsee.

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Tiger Christensen und Sebastian Sliwka waren mit 66 (-5) am Nachmittag am besten unterwegs und glichen die anderen Ergebnisse des HGC, alle drei mit jeweils 75 (+4) Schlägen annährend aus.
Berlin spielte dagegen in den Vierern in der Breite besser und verkürzte dadurch den Rückstand auf Hamburg um insgesamt fünf Schläge. Bestes Berliner Duo waren Hannes Hilburger und Max Fischer, die eine starke 68 (-3) unterschrieben.

Abstand

Der GC Hubbelrath folgt mir gehörigem Abstand (+23) vor dem Aufsteiger aus Niedersachsen. Der GC Hannover hat mit +32 seinerseits drei Schläge weniger in den Büchern als der GC Hösel.
Wirklich aussagekräftig ist dieser Zwischenstand allerdings noch nicht, denn am Sonntag wird ab 8.00 Uhr eine weitere Runde mit Einzeln ausgetragen. Erst am Ende dieser Runde wird dann feststehen, welche beiden Einzel-Scores als Streichergebnisse nicht in die Wertung kommen. Hierdurch kann es durchaus noch beachtliche Verschiebungen im Klassement geben.

Tradition und Geschichte

Auf der Anlage des Hamburger GC weht neben dem Wind, der von der Nordseeküste bis zur Elbstrand der Hansestadt kommt, immer auch der Wind von ganz viel Geschichte und Tradition. Von Leistungssport in einem der ganz großen Clubs der Republik, ausgewiesen nicht zuletzt dadurch, dass Falkenstein noch immer den Titel Rekordmeister trägt.
Untertrennbar mit dieser sportlichen Geschichte ist der Name Roger Brown verbunden.
Roger Brown wurde 1949 in England geboren und bleibt in seinem gesamten Wirken Engländer durch und durch, auch nach vielen Jahren in Dänemark und Hamburg.
Zum HGC Falkenstein kam der Teaching-Pro am 1. April 1990.
Die Mannschaften lagen dem Briten stets besonders am Herzen und so ist nur logisch, dass unter seiner Führung 1998, 2001 und 2003 dreimal der nationale Titel an die Elbe geholt wurde. Dazu gewann Brown mit den Senioren noch 2005 die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft.
Falkenstein war immer ein fester Bestandteil der 1. Bundesliga. In jüngerer Vergangenheit gab es da nur einen Ausrutscher, als Matthias Boje die Mannschaft übernommen hatte, dann aber nicht nur den direkten Wiederaufstieg schaffte, sondern wie Otto Rehhagel es mit dem 1. FC Kaiserlautern im Fußball geschafft hatte, im Jahr nach dem Wiederaufstieg auch den nationalen Thron zu erklimmen.
Roger Brown war und ist maßgeblich daran beteiligt, dass Michael Thannhäuser inzwischen über Jahrzehnte national und auch international so erfolgreich spielt. Die Liste der nationalen und internationalen Titeln der Schüler von Roger Brown ist lang.

Englischunterricht

Natürlich spricht Roger Brown sehr gut Deutsch, aber für viele seiner Schüler ist die Zeit mit diesem Profi eine willkommene Englischstunde. „Meine Golfstunden sind eigentlich kostenlos. Nur mein Englischunterricht wird bezahlt“, kommentierte der Brite seine Doppelfunktion einmal augenzwinkernd.
Seinen typisch britischen Humor, der wunderbar in die Hansestadt passt, läßt Roger Brown auch aufblitzen, wenn es von seiner Kindheit erzählt: „Mit drei Jahren habe ich angefangen, Golf zu spielen. Aber ich habe das erst wirklich ernst genommen, als ich vier Jahre alt war.“

Golfkarriere

Der Vater der Hamburger Trainer-Legende war selbst Golfprofi. Dessen Karriere als Spieler wurde vom Zweiten Weltkrieg gestoppt. Daher ging viel Energie in die Stunden des kleinen Roger. Als Jugendlicher gewann Brown unter anderem die English Boys Strokeplay Championship und wurde früh im West Sussex GC zum Profi ausgebildet. Nach drei Jahren auf der European Tour, in denen es immer wieder Probleme mit den Handgelenken gab, weil er sich zu wenige Pausen gönnte, wechselte Brown zu den Teaching Pros.
Seine Klasse wurde schnell international beachtet und so wurde Roger Brown in Dänemark zunächst für zwei Jahre Coach des Junior Teams, ehe ihm die Verantwortung für alle Nationalmannschaften des Königreichs übertragen wurde. Thomas Bjørn und Anders Hansen sind die bekanntesten Spieler, die in dieser Zeit ihre Ausbildung bekamen. Bjørn, der 2018 Kapitän der europäischen Ryder-Cup-Mannschaft war, erinnert sich auch heute noch an seinen ehemaligen Nationaltrainer und ist ihm dankbar für eine strenge Schule.
Nach 16 Jahren in Dänemark übernahm der Brite die Herausforderung, beim Hamburger GC neue Mannschaften aufzubauen. Mit solider Arbeit und großem Engagement formte Brown binnen acht Jahren eine neue Meistermannschaft, mit der der HGC an glorreiche Zeiten anknüpfte.
Über viele Jahre waren weder die 1. Bundesliga, noch die Herrenmannschaft des Hamburger GC ohne die Präsenz von Roger Brown denkbar.
Auch heute, nachdem er kürzer getreten ist, bekommt der Trainer viel Zuspruch von seinen Schülern, auch wenn bei der Mannschaft längst Matthias Boje, sein früherer Co-Trainer, in die Rolle des Cheftrainers hineingewachsen ist.

Faszination Afrika

Seit vielen Jahren reist Roger Brown nach Afrika. Die Fotographie ist für den Golfprofi ein wichtiger Ausgleich. In der Naturwelt des Südens, mit den Tieren des Kontinents, tankt Brown neue Kraft und lädt die Akkus frisch auf, um dann in Hamburg seine Schüler wieder anzuleiten, immer intensiv an sich zu arbeiten.
Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen einige Zeit aussetzen musste, steigt Roger Brown dieser Tage wieder ins Training ein und wird vormittags drei oder vier Schülern Unterricht geben. „Ich habe einfach Spaß am Unterricht und mein Leben ist hier! Deutschland war sehr gut zu mir“, blickt der weiterhin hoch geschätzte Pro auf eine außergewöhnliche Karriere mit großen Erfolgen zurück. Und die Freude daran, seine Schüler besser werden zu sehen, blitzt weiterhin immer wieder auf, wenn ein Pro in englischer Sprache seine Schüler auf der Driving Range des HGC Falkenstein trainiert.

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