Babyglück

Können Kinder Golfer besser machen?


20. Januar 2022 , Thomas Kirmaier


Was für eine Story: Der Engländer Danny Willett gewann 2016 das Masters - nur wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes Zachariah. © Nigel Roddis/Getty Images
Was für eine Story: Der Engländer Danny Willett gewann 2016 das Masters - nur wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes Zachariah. © Nigel Roddis/Getty Images

Martin Kaymer ist Papa. Damit reiht er sich ein in eine Gruppe junger Weltklasse-Golfer, die in diesen Tagen wohl öfter auch mal am Wickeltisch stehen statt in der Teebox. Was macht das mit einem Leitungssportler? Wird man als Vater auf dem Golfplatz vielleicht sogar besser? Ein paar Beispiele, die diese These belegen.

Kurz vor dem Masters 2021 hat ein Bub namens Kepa Jon Rahm zum Vater gemacht. Im Herbst des selben Jahres bejubelte die Golfwelt zwei weitere prominente PGA-Tour-Babys: Jordan Spieth war überglücklich über die Geburt des Knaben Sammy, Rickie Fowler präsentierte sich stolz mit Töchterchen Maya in den Armen. Jetzt also Martin Kaymer, der mit Partnerin Irène Scholz den kleinen Sam im Abenteuer Leben begrüßte. Alles junge Papas, die ihre Brötchen als Golf-Profi verdienen. Was macht so eine Vater-Rolle mit einem Mann? Noch dazu, wenn er Golfprofi ist?

In der Geschichte des Golfsports gibt es ein äußert prominentes Beispiel, bei dem man zweifellos behaupten kann, dass ihn die Geburt seines ersten Sohnes gewiss nicht schlechter gemacht hat: Am 23. September 1961 kam Jack Nicklaus' erster Sohn zur Welt, der auch noch denselben Namen wie sein Papa tragen sollte. Das schien den Golden Bear zu beflügeln, denn kein Jahr später gewann er sein erstes Turnier auf der PGA Tour – und das bei der US Open. Gleich ein Majorsieg also zum Auftakt als Vater – und das in einem Playoff gegen keinen Geringeren als Arnold Palmer. Nervenstark. Nicklaus wurde zum größten Golfer aller Zeiten und hat heute fünf Kinder.

Prominenter Vater: Sir Nick Faldo mit Caddie und Sohn Matthew bei der Open Championship 2015 in St. Andrews.
Prominenter Vater: Sir Nick Faldo mit Caddie und Sohn Matthew bei der Open Championship 2015 in St. Andrews. | © David Cannon/R&A


Nick Faldo, Bernhard Langer, Severiano Ballesteros – sie alle hatten ihre erfolgreichste Zeit, als sie junge Papas waren. Was es bedeutet, Vater zu sein, scheint auch Payne Stewart verstanden zu haben. Der US-Amerikaner hatte seine erfolgreichste Zeit nach der Geburt seiner Kinder. 1985 bekam er eine Tochter, 1989 noch einen Sohn. Lange Zeit wurde er als ewiger Zweiter belächelt, 1989 setzte er jedoch zu einer Siegesserie an, zu der auch drei Majortitel gehörten.

Über Stewart ist folgende Geschichte überliefert: Bei seinem letzten großen Triumph, der US Open 1999, setzte er sich knapp gegen Landsmann Phil Mickelson durch. Danach soll er den unglücklichen Zweiten in den Arm genommen und ihm ins Ohr geflüstert haben: „Du wirst bald Vater, das ist schöner als jeder Sieg.“ Tatsächlich brachten Phil und seine Frau Amy wenig später Tochter Amanda zur Welt. Es folgten mit Sophia eine weitere Tochter und mit Sohn Evan Samuel 2003 noch ein Sohn. Okay, Papa Lefty gewann auf der Tour schon, ehe seiner Kinder auf der Welt waren, bei den ganz großen Events setzte sich Mickelson aber erst durch, als die Familie komplett war. Auf den ersten dicken Triumph beim Masters 2004 folgten fünf weitere Majortitel.

Tommy Fleetwood feierte 2017 seinen großen Durchbruch auf der European Tour. Wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes Franklin, die der Engländer als „schönsten und stolzesten Moment meines Lebens“ bezeichnete, gewann er das Race to Dubai. Herzergreifend ist auch die Papa-Story von Fleetwoods Landsmann Danny Willett: Ihn schien seine neue Rolle als junger Papa derart beflügelt zu haben, dass er wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes Zachariah mal eben das Masters Tournament gewann. Und auch Dustin Johnson musste erst Vater werden, um ein Major zu gewinnen und Platz eins der Weltrangliste zu erklimmen.

Auch Dustin Johnson (hier mit Sohn Tatum) musste erst Papa werden, um ganz groß rauszukommen.
Auch Dustin Johnson (hier mit Sohn Tatum) musste erst Papa werden, um ganz groß rauszukommen. | © golfsupport.nl/Brian Rothmuller


Alles Fälle, die belegen, dass man als Sportler durchaus einen Leistungssprung machen kann, wenn man Vater geworden ist. Vor allem im Golf. Marcel Siem hat in einem Interview einmal gesagt, dass man als Familienvater natürlich mehr Verantwortung trage und nicht mehr immer das machen könne, was man möchte. Aber genau darin liegt vielleicht das Erfolgsgeheimnis. Golf hat dann nicht mehr unbedingt absolute Priorität und man geht die Dinge lockerer an, weil eine Niederlage in einem großen Turnier nicht mehr ganz so wehtut. Zuhause wartet ja die Familie, die einen tröstet. So wie im Fall von Zweifach-Papa Siem, der sich nach einer langen Durststrecke im Vorjahr endlich auf die große Bühne zurückkämpfte.

Zahlreiche Studien belegen, dass die Geburt eines Kindes nicht nur eine Mutter verändert. Wie zum Beispiel Michelle Wie West, die schon ein Superstar war, ehe ihre Tochter Makenna Kamalei Yoona im Sommer 2020 das Licht der Welt erblickte. Wie West kommentierte das damals so: „Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, dich zu treffen. Wir können es kaum erwarten, dich aufwachsen zu sehen“. Eine ähnliche Liebeserklärung postete Rory McIlroy im Sommer 2020 nach der Geburt von Tochter Poppy Kennedy: „Es gibt nichts Vergleichbares. Das ist das Beste am Menschsein“.

Wissenschaftler haben durch Messung physischer wie psychischer Parameter vor und nach der Geburt eines Kindes bewiesen, dass auch bei Vätern hormonell wie neuronal so einiges passiert. So abgedroschen das klingen mag, aber ein Kind verändert Männer in diesen Zeiten wohl viel mehr als noch vor 40 Jahren. Beschützerinstinkt, Emotionalität, bewusstere Wahrnehmung, Hausmännlichkeit sind nur einige Faktoren. Natürlich kommt es immer auch auf den einzelnen Charakter an. Fest steht aber, in vielen Fällen sorgt so ein Baby auch gerne mal für neuen Schwung. Auch und vor allem in der beruflichen Karriere.