ENC Sotogrande

Solider Start


17. April 2024 , Stefan Bluemer


Philipp Macionga (© DGV/stebl)
Philipp Macionga (© DGV/stebl)

Zum zweiten Mal in Folge präsentiert sich das Junior Team Germany nicht in ganz Breite bei der European Nations Championship. 2024 sind nur die Herren um Bundestrainer Christoph Herrmann am Start und werden versuchen, auf dem sehr selektiven Platz in Sotogrande wertvolle Erfahrungen zu sammeln, dazu aber auch noch möglichst gut abzuschneiden.

San Roque/Andalusien - Vom 17. bis 20. April wird im Real Club de Golf Sotogrande die prestigeträchtige European Nations Championship ausgetragen. Diese inoffizielle Team-Europameisterschaft im Zählspiel wird von den stärksten Mannschaften Europas besucht, wobei in diesem Jahr zehn Teams bei den Damen und 21 Teams bei den Herren antreten.Nachdem die Herren im Vorjahr das Turnier ausgelassen hatten, ist Bundestrainer Christoph Herrmann nun mit vier Athleten des Junior Team Germany sowie Athletik-Bundestrainer Christian Marysko in Andalusien am Start. Dafür wurde in diesem Jahr bei den Damen keine Mannschaft gemeldet.

Dreifache Premiere

Für Emil Albers, Philipp Macionga und Nils-Levi Bock ist es die Premiere, auf diesem so besonderen Platz zu spielen. Der vierte Mann in Schwarz-Rot-Gold  ist Carl Siemens. Der Wahl-Kurpfälzer, der ursprunglich vom Berliner GC Stolper Heide kommt, hat auf diesem Platz zwischen grandiosen Korkeichen seinen zweiten Auftritt unter der noch kühlen Frühjahrssonne von Sotogrande.
Der Athlet des GC St. Leon-Rot hat erwartungsgemäß am ersten von vier Wettkampftagen auch den tiefsten Score der Bundesadler in die Wertung gebracht. Mit fünf Birdies bei nur vier Bogeys steht die 71 (-1), die Siemens in der Einzelwertung auf den achten Platz bringt.
„Eines der größtem Turniere mit so guten Spielern auf einem der geilsten Plätze Europas zu spielen, ist großartig. Alles ist in Top-Zustand, mindestens so gut wie bei einem Turnier der DP World Tour. Das bringt seine Schwierigkeiten mit sich. Der Wind macht es mit den schnellen Grüns alles sehr anspruchsvoll. Wir sind solide ins Turnier gestartet, aber es ist noch Luft nach oben. Deshalb werden wir in den nächsten Tagen weiter angreifen. Wir werden von Runde zu Runde besser mit diesen Bedingungen hier klar kommen und noch Plätze gutmachen können“, ist Carl Siemens sehr zuversichtlich.

Zweimal drei Birdies

SLR-Clubkamerad Nils-Levi Bock lag nach sieben Löchern schon bei drei über Par, fing sich dann aber und drückte seinen Score mit drei Birdies auf der Back  Nine noch auf 74 (+2) Schläge.
Philipp Macionga vom GC Augsburg hatte beim Am-Am und auf der Proberunde jeweils ganz stark performt. Die Hoffnung, auch schon am ersten Wettkampftag tief gehen zu können, wurde dann allerdings etwas getrübt. Auf der Front Nine gelang dem Bayern kein Birdie. Nach zwei Bogeys und einem „Triple“ auf Loch 8 sah es zunächst nicht gut aus. Aber auch der 18-jährige Neusäßer kämpfte großartig und brachte ebenfalls noch drei Birdies unter. Mit der 76 (+4) steht Macionga zunächst auf Rang 48.

Potenzial

Emil Albers ließ sein Potenzial aufblitzen. Der Youngster, der aus Buchholz in der Nordheide stammt, aber seine sportliche Heimat längst auch beim GC St. Leon-Rot hat, knallte satte fünf Birdies auf den mehr als anspruchsvollen Platz.
Vo Start weg lief es zunächst sehr gut und so lag Albers nach Birdies auf den Löchern 2 und 3 schon deutlich unter Par.
Der 18-Jährige hatte in den vergangenen Jahren einige Ausfälle zu verkraften und deshalb fehlt ihm die Spielpraxis bei Turnieren auf diesem hohen Niveau. So erklären sich die sechs Bogeys, ein Doppel-Bogey und ein Triple. Unter dem Strich stehen somit 77 (+5) Schläge, die aber nicht in die Teamwertung kommen, da je Mannschaft und Spieltag nur drei Scores aufsummiert werden.

Briten vorne

Das Junior Team Germany steht mit gesamt fünf über Par auf dem sechsten Platz, den sich die Bundesadler mit Schweden, Frankreich, Irland und der Schweiz teilen. Vorweg marschieren mit Wales (-6) und Schottland (-5) zwei Nationen, die im Umgang mit Wind an der Küste sehr geübt sind. Der Faktor Wind spielt in Sotogrande oft eine sehr große Rolle, liegt der Platz doch unweit von Gibraltar direkt am Meer. Für den dritten Tag werden heftige Windböen erwartet. Dann wird sich zeigen, wer das Element besonders gut mit in seine Schläge einkalkulieren kann. Dagegen war es zum Auftakt deutlich ruhiger, obschon auch an einem ruhigen Tag der Wind immer im Spiel ist.

Das sagt der Bundestrainer

Bundestrainer Christoph Herrmann feiert ebenfalls seine Sotogrande-Premiere mit einer Mannschaft bei der European Nations Championship. Der Coach hatte viel Licht, aber auch etwas Schatten gesehen und war mittelmäßig zufrieden: „Wir sind brauchbar in das Turnier gestartet. Dieser Platz fordert viel und entspricht höchsten Ansprüchen. So früh in der Saison eine derartig harte Aufgabe zu bewältigen, ist alles andere als einfach. Teilweise hatten wir heute etwas zu kämpfen. Carl Siemens hat große Fortschritte gemacht. Das hat mich sehr gefreut. Er ist gut vom Tee gekommen und auch seine Putts waren gut. Wenn er die Schläge ins Grün noch etwas präziser macht, kann er hier ganz tief scoren und ganz vorne mitspielen. Ich bin sicher, dass Philipp Macionga am zweiten Tag besser zurecht kommen wird. Er braucht noch ein bisschen mehr Sicherheit vom Tee. Emil Albers fehlt noch die Wettkampfpraxis, weil er durch die vielen Ausfälle im WAGR weit zurückgefallen ist. Daher ist bei ihm der Druck besonders hoch, wenn er ins Feld kommt und dann gleich bei einem Turnier dieses Formats. Die fünf Birdies sind der Hoffnungsschimmer, den wir haben. Auf diesem Platz kann ein schlechter Schlag direkt sehr hohe Zahlen auf der Karte bedeuten. Das ist Emil an zwei Löchern passiert.
Nils-Levi Bock hatte einen schweren Start, hat es dann aber noch recht gut nach Hause gebracht. Auf der Back Nine hat er das wirklich ordentlich gemacht. Mit zwei über Par ist auf diesem Platz nichts verloren. Wir sind insgesamt mit dem ersten Tag mittelmäßig zufrieden und sind beeindruckt von dem Platz und seinem phantastischen Zustand. Es macht mega viel Spaß, hier zu sein. Die Grüns und auch alles andere hier sind in absolutem Top-Zustand. Es ist ein Privileg, hier spielen zu dürfen. Wir werden in den kommenden drei Tagen alles daran setzen, uns noch nach vorne zu arbeiten.“

Traumplatz

Der Platz in Südspanien wurde schon 1964 gebaut und von 2011 bis 2016 komplett renoviert. Das Design stammt aus der Feder von Robert Trent Jones. Immer wieder wird Sotogrande in die Top 10 der besten Plätze Europas gewählt. Die Vegetation rahmt einen überaus herausfordernden Course prächtig ein. Eukalyptusbäume, Palmen und die überaus beeindruckenden Korkeichen stehen am Rand der Fairways. Die Grüns sind meist extrem hart und schnell, dazu teils noch sehr schmal und sorgen mit kräftigen Breaks für eine Selektion des Teilnehmerfelds.

Geschichte

Das Turnier läuft über vier Zählspielrunden. Von den vier Ergebnissen kommen bei den Herren jeweils drei in die Wertung. Die Einzelsieger dürfen nach dem Turnier ins „Gelbe Jackett“ schlüpfen.
Seinen Ursprung hat das prestigeträchtige Turnier in der Internationalen Woche, die der RCG Sotogrande in seinen Anfangsjahren organisierte. Im Jahr 1970 übernahm die Weinregulierungsbehörde von Jerez die Schirmherrschaft über das Turnier. Unter dem Namen „Sherry Cup“ wuchs die Bedeutung im internationalen Turnierkalender immer weiter. Seit 1998 wird das Turnier vor allem als Mannschaftsmeisterschaft unter dem Namen European Nations Championship ausgetragen und läuft zudem unter dem Titel Copa RCG Sotogrande.
Auf der Siegerliste stehen große Namen, wie Sergio Garcia, Rory Mcllroy, Padraig Harrington, Francesco Molinari, Shane Lowry und Catherine Lacoste.
Deutsche Siege der deutschen Damen gab es 2003, 2006, 2007 und 2022. Das Gelbe Jackett der Siegerin durften bislang Nicole Stillig, Martina Eberl, Bettina Hauert, Katharina Schallenberg und zuletzt eben Helen Briem überstreifen.
Bei den Herren war der Hamburger Veit Pagel in den Jahren 1974, 1975, 1979 und 1981 siegreich. Der letzte deutsche Sieg liegt schon etliche Jahre zurück. Marcel Siem holte sich 1999 das Gelbe Jackett. 2019 wäre Jannik de Bruyn fast der ganz große Triumph gelungen. Am Ende musste sich der „Held von Hilversum“ mit dem zweiten Platz begnügen.