Mauritius
Spektakulär und anspruchsvoll: La Reserve Links
10. Oktober 2023 , Petra Himmel
Auf Mauritius eröffnet mit La Reserve Links ein weiterer 18-Löcher-Platz. Spektakuläre Blicke und anspruchsvolles Design machen ihn zum neuen Highlight für Golfer.
Die Aussicht ist zweifellos spektakulär: Das Unesco Biosphärenreservat von Bel Ombre hat man im Rücken, wenn man auf Mauritius neuestem Platz, La Reserve Golf Links, den ersten Abschlag macht. Rechterhand verläuft horizontal die Linie des Indischen Ozeans. Dazwischen liegt eine Landschaft aus hellbraun aufleuchtenden Hügeln und grünen Spielbahnen, eng miteinander verwunden. Man ahnt: Diese Runde könnte ein spielerisches Abenteuer werden.
„Das hier ist ein anstrengender Platz und nichts für Leute ohne Mut“, hat der südafrikanische Major-Champion Louis Oosthuizen erklärt, der als Co-Designer für die 18-Löcher-Anlage diente. Das eigentliche Design und der Bau stammen von der Firma seines Landsmannes Peter Matkovich, der auf Mauritius lebt und für mehrere Plätze auf der Insel verantwortlich zeichnet. Einen Linkskurs wollten sie hier gestalten, „unser Ziel war ganz klar ein Turnierplatz und ein Platz unter den Top 100 Plätzen der Welt“, formuliert es Jonathan Menteath der General Manager des Heritage Golf Clubs.
Bis dato gehört zu den Heritage Golf Clubs der Chateau Golf Course, auf dem die Sunshine Tour und die DP World Tour zuletzt 2022 mit der Afrasia Bank Mauritius Open zu Gast waren. Es ist ein sportlicher, klassischer Golfplatz nach amerikanischem Vorbild, der sich durch das ondulierte Gelände bewegt. Sehr gut, ohne viel Kinkerlitzchen, ein Gelände, wie es die Profis gerne haben, weil es berechenbar ist. Der neue Platz La Reserve Golf Links findet sich mit dem Cart zehn Fahrtminuten entfernt auf deutlich aufregenderem Gelände.
Siem: „Das wird ne Bombe“
Der Deutsche Marcel Siem ist inzwischen hier in den Heritage Resorts zuhause. „Ich wollte Golf mal so richtig leben“, begründet er seine Entscheidung, mit der kompletten Familie hierhin zu ziehen. „Hier weiß ich einfach immer, dass das Puttinggrün gut ist, dass der Pflegezustand passt. Es ist nur ein Sprung von seinem Haus in der Villa auf den Golfplatz und auch die Reiserei auf der DP World Tour lässt sich von Mauritius gut machen. Die Turniere in Afrika finden quasi um die Ecke statt, die Vereinigten Arabischen Emirate sind sechs Flugstunden entfernt. Nur Europa ist in die Ferne gerutscht, aber Siem und seine Familie schätzen die positive Ausrichtung der Bevölkerung hier auf der Insel, den Blick auf die Umwelt, das Lebensgefühl. Siem ist zufrieden.
„Das wird ne Bombe“, sagt er über den neuen Golfplatz La Reserve Links, allerdings nicht ohne sich Oosthuizens Bemerkung anzuschließen, dass es durchaus die eine oder andere spielerische Herausforderung gäbe, die vom normalen Standardgolfplatz abweiche. Auch deshalb wird für Greenfee-Spieler eine Handicap-Grenze bei 36 gezogen, wenn die Anlage im Januar offiziell für Gäste eröffnet.
Vom ersten Tee aus jedenfalls fällt der Blick in eine dieser klassischen schottischen oder irischen Spielsituationen rund ums Grün: Zwei große Dünen rechts und links bilden ein Tor, dahinter flattert eine Fahne stramm im Wind. Auch das passt zu einem Linkskurs. Anders als auf den britischen Inseln ist das Gras, das die Dünen bewächst, allerdings nicht dünn und licht, sondern kräftig, dicht und schwer durchdringbar. Für den Greenfee-Gast bedeutet dies: Bälle aufstocken vor der Runde macht Sinn. Wer mit seinen Schlägen nicht auf den Fairways bleibt, wird eine hohe Verlustquote in Kauf nehmen müssen. In dem dichten Gras verschwindet der Ball schnell auf Nimmerwiedersehen.
Mit 6.570 Metern bei Par 72 von den hinteren Tees und bei oftmals hoch gelegenen Grüns, die dem Wind stark ausgesetzt sind, wird es interessant, das Abschneiden der Profis bei der ersten Auflage des Turniers vom 14. bis zum 17. Dezember zu beobachten. Die Spielbahnen sind manchmal extrem eng, manchmal üppig weit, die Grüns variieren in der Größe und sind ordentlich aber in der Regel nicht übertrieben onduliert. Die zahlreichen Pottbunker fallen dabei nicht übermäßig tief aus. Ein Großteil der Bahnen verläuft bergab – von Beginn an ein wichtiger Wunsch der Auftraggeber, die auch jener Klientel aus Europäern gerecht werden wollten, die gerne eine Golfrunde zu Fuß absolvieren. Der Höhenunterschied ist an manchen Löchern beachtlich: An Bahn 5 zum Beispiel sind es allein 60 Meter.
Ein zentrales optisches Element ist ein riesiger Speicherteich, der mit 180.000 Kubikmeter Fassungsvermögen die Antwort auf die Tatsache geben soll, dass auch auf der scheinbar so grünen Insel Mauritius die Verfügbarkeit von Wasser keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Mit dem Klimawandel haben sich die Trockenzeiten auf der Insel verlängert. Im vergangenen Winter wartete man zwischen Ende Dezember und März auf die eigentlich beginnende Regenzeit, die sich deutlich verspätete und verkürzte. In solchen Phasen lässt Jeremy Memet, General Manager Turf & Landscape, auch auf dem Chateau-Platz die Beregnung reduzieren. Auf dem neuen La Reserve Links wurde ohnehin das neueste Beregnungssystem eingebaut, das eine punktgenaue Steuerung erlaubt. Die durchgängige Verwendung des trockenresistenten und robusten Paspalum-Grases sorgt für eine weitere Reduzierung der nötigen Wassermengen. „Oft brauchen wir monatelang ohnehin kein Wasser, weil es dann einfach genug hier regnet, aber das Wetter ist eben unberechenbarer geworden.“
Ein möglichst umweltgerechter Betrieb der Golfanlage war von Beginn der Planung an das Ziel. Die Zertifizierung mit der GEO Foundation for Sustainable Golf ist anvisiert, Fachleute haben den Bau der Golfanlage begleitet. Themen wie die richtige Entsorgung von Öl und Chemikalien, die Energieversorgung mit Solarpaneelen oder die Reduzierung von Flächen, die gemäht und bearbeitet werden, wurden beachtet.
Dass sich auf dem 81 Hektar großen Gelände einst Zuckerrohrfelder befanden, lässt sich nur noch erahnen. Die Domaine Gebiet Bel Ombre, zu der heute neben einem UNESCO Biosphärenreservat auch die zwei Golfanlagen, die 5-Sterne-Hotels Awali und Le Telfair sowieso weitere Restaurants und Hotels gehören, wies zu Hochzeiten der Zuckerproduktion 1450 Hektar Zuckerrohr auf, heute sind es noch 492.
Mit den gefallenen Zuckerpreisen ist auch die touristische Ausrichtung von Mauritius eine andere geworden. Mit inzwischen immerhin zwölf Golfplätzen, von denen ein beträchtlicher Teil im Hinblick auf Pflegezustand und Design andere Golf-Destinationan deutlich abhängt, hat sich die Insel längst zu einer First-Class Golfdestination gemausert. Ein Ende der Golfplanungen ist dabei nicht in Sicht. Es gibt noch eine ganze Reihe von Großgrundbesitzern, die sich auf ihren ehemaligen Plantagen Golfplätze mit Luxusbebauung im Umfeld vorstellen können. Bis dato ist der Heritage Golf Club mit zwei 18-Löcher- und einem 9-Löcher-Golfplatz die einzige 45-Löcher-Anlage. Längst sind auch die ersten Villen im Umfeld entstanden. Der Verkauf von Ferienimmobilien läuft auf Mauritius auch deshalb gut, weil die Insel als Steuerparadies gilt und langjährige Aufenthaltsgenehmigungen vergibt. Erfreulicherweise aber ist die Bebauung moderat und hat wenig gemein mit Betonburgen wie man sie aus so mancher Region Spaniens kennt.
Für Golfer ist die Insel deshalb schon längst zu einem der High-End-Ziele auf der Weltkarte geworden. Es ist exotischer und grüner als die Vereinigten Arabischen Emirate, deutlich preisgünstiger als die USA, die Qualität der Golfplätze in der Gesamtheit deutlich besser als etwa auf Mallorca. Der Service-Gedanke ist außergewöhnlich hoch, die Freundlichkeit des Personals ebenfalls. Die regionale Küche mit viel Gemüse, Fisch und Obst ist hervorragend und die Infrastruktur überzeugend. Allein der lange Flug mag den einen oder anderen Golfer abschrecken. Nein, ein Urlaubsziel für den schnellen Ausflug ist es nicht. Aber angesichts der ständig steigenden Zahl an Golfplätzen steigt eben auch die Anzahl jener, für die Mauritius zum Dauer-Wohnort geworden ist.
Ein Punkt für die Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind zwei der Themen, die hier stark gespielt werden. Zertifiziert mit dem Siegel Green Key kann man vor allem auf erfolgreiche Projekte im Rahmen der Kreislaufwirtschaft und der Müllvermeidung verweisen. Die Recyclingquote im Heritage Le Telfair liegt bei 65 %. Egal ob Wasserflasche, biologisch abbaubarer Strohhalm oder Ketchup-Gläschen, ein insgesamt vier Personen starkes Sustainability-Team versucht die Ansprüche an ein 5-Sterne-Resort mit einem möglichst nachhaltigen Ansatz zu verbinden. Nahezu alle Gemüse und Kräuter für die Restaurants stammen aus der eigenen Gärtnerei oder lokalen Lieferanten, statt Importen aus Deutschland werden angestammte Sorten wie die Brotfrucht oder Maniak wieder in die Küche integriert. Grauwasser aus dem Hotel wird zur Reinigung der Wege verwendet, Plastik wo immer möglich eingespart, Lebensmittel werden an bedürftige Personen gespendet. Schutzprogramme für Korallenriffe gehören ebenso zu den Umweltprogrammen wie das Management des UNESCO Biosphärenreservat Black River Gorges Bel Ombre, das allerdings streng abgeschirmt von jeglichem öffentlichen Zugang ist. 6700 Hektar, und damit mehr als zwei Drittel des Geländes, gehören zur gleichen Muttergesellschaft wie die Heritage Resorts, der Rogers Group, betrieben wird es von der Mauritius Wildlife Foundation.
Infos und Preise:
- Heritage Le Telfair: 5-Sterne-Resort im Kolonialstil, das zur Gruppe der Small Luxury Hotels gehört. Das Hotel punktet mit erstklassigem Service, Ruhe und zahlreichen Restaurants. Unabhängig von zahlreichen anderen angebotenen Aktivitäten ist für den Golfer die direkte Lage an den beiden Golfplätzen interessant. Das Clubhaus ist problemlos zu Fuß in fünf Minuten erreichbar. Der Zimmerpreis für zwei Personen mit Frühstück bewegt sich 2024 zwischen 264 und 1301 Euro pro Nacht. Infos uner: heritageresorts.mu/hotels-mauritius/le-telfair
- Heritage Awali: 5-Sterne-Resort (all-inclusive) direkt neben dem Le Telfair. Familienorientierter mit legereren Restaurants und mehr Programm für Kinder. Die Häuser sind größer und eher im Appartementstil gehalten. Die günstigere Option der beiden Hotels. Auch hier gilt: Der Golfclub ist problemlos erreichbar. Der normale Zimmerpreis 2024 liegt für zwei Personen ohne Packages zwischen 370 und 1088 Euro pro Nacht. Golf ist nicht inkludiert. Infos unter: heritageresorts.mu/hotels-mauritius/awali-all-inclusive
- Die Greenfees auf den Golfplätzen variieren stark nach Saison, Tageszeit und Auslastung. Außerdem werden auch Packages zusammen mit den anderen Plätzen auf der Insel angeboten. Von deutschen Reiseanbietern werden Unlimited Golf Packages mit beiden 18-Löcher- und dem 9-Löcher-Platz bei sieben Übernachtungen ab rund 1.100 Euro angeboten. Der Listenpreis für den Chateau Golf Kurs liegt inklusive Cart für zwei Personen zwischen 96 und 195 Euro. Das Greenfee für La Reserve Links wurde noch nicht festgesetzt…
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