Ryder Cup

Die Tops & Flops der 44. Ausgabe in Rom


1. Oktober 2023 , Thomas Kirmaier


Gewinner und Verlierer: US-Kapitän Zach Johnson gratuliert seinem Gegenüber Luke Donald zu einem großen Sieg Europas. © Jamie Squire/Getty Images
Gewinner und Verlierer: US-Kapitän Zach Johnson gratuliert seinem Gegenüber Luke Donald zu einem großen Sieg Europas. © Jamie Squire/Getty Images

Europa hat ihn wieder – den Ryder Cup. Nach einem grandiosen Start und früher Führung wurde es am Ende doch noch enger als gedacht. Das sind unsere Gewinner und Verlierer des großen Events in Rom.

Gewinner

Viktor Hovland – Der 26-Jährige war der große Gewinner im Siegerteam Europa. Der Norweger schlüpfte nicht nur in die Rolle des Sympathieträgers, Hovland war auch auf dem Platz des Marco Simone Golf & Country Clubs in Sachen Golfsport eine absolute Maschine. Der BMW-International-Open-Champion 2021 lochte Chips, Monster-Putts, schickte lange Drives kerzengerade die Fairways herunter, donnerte Annäherungen reihenweise an den Stock und riss das Publikum mit emotionaler Mimik und Gestik mit. Teilweise bot Hovland Golfsport vom anderen Stern und zerlegte die US-Konkurrenz in mehrere Einzelteile – so wie beim 9&7-Rekordsieg am Samstagmorgen mit Ludvig Åberg. Auf der anderen Seite standen immerhin Scheffler und Koepka. Hovland war's egal. Er hatte einfach Bock auf Rom, Ryder Cup und Gewinnen.

Rory McIlroy – Europas Superstar lieferte – in emotionaler wie in sportlicher Hinsicht. McIlroy steuerte nicht nur vier Punkte für sein Team bei, er war neben Hovland eine Art Lokomotive in Sachen Motivation und Leidenschaft. Die provokanten Sprüche aus dem US-Lager wehrte der Nordire immer wieder mit deutlichen Worten, aber nie unter der Gürtellinie ab, gab die Antwort stets auf dem Platz und erfüllte die in ihn gesteckten Erwartungen vor und im Turnier. McIlroy ist nicht nur ein Weltklasse-Athlet, sondern auch ein Leader, ein Häuptling, der ganz sicher auch in den kommenden Jahren noch eine Schlüssel- und Vaterfigur für junge Talente aus europäischen Nationen sein wird.


Max Homa – Im Verlierer-Team USA einen Sieger zu finden, war einfach. In dieser hochdekorierten Truppe wimmelte es nur so von Major-Siegern. Da war die Personalie Max Homa im Vorfeld des Turniers auch eine, die zahlreiche Medien beschäftigte. Als 32-Jähriger Debütant beim Ryder Cup? Homas beste Platzierung bei einem Major ist Rang zehn bei der Open 2023. Aber der stets faire Underdog sammelte nicht nur Sympathiepunkte beim Publikum, sondern auch Punkte fürs US-Konto. Als einziger Spieler des US-Teams bestritt er alle fünf Sessions und holte dabei beeindruckende 3,5 Punkte. Hätten andere so performt wie er, wäre dieser Ryder Cup ganz anders ausgegangen.

Rom – Ein absolut würdiger Gastgeber. Italiens Hauptstadt liefert schon allein wegen ihrer Historie und Kultur so viele Kulissen für ein großes Spektakel. Da waren die Gala-Night, die auf der spanischen Treppe begann, die Opern-Arie aus Puccinis Turandot, die zu Europas größten Ryder-Cup-Momenten eingespielt wurde. Die Roma und der Marco Simone Golf & Country Club bildeten eine stilvolle Bühne. Einen Ort für große, unvergessliche Sportmomente. In diese Stadt verliebt man sich schnell und es ist schwer davon auszugehen, dass Europas Helden nach diesem Ergebnis gerne immer wiederkommen.

Verlierer

Brooks Koepka – Der 33-Jährige war mit ein paar Kilo zu viel auf den Rippen in Italien angekommen. Körpersprache: überheblich. Beim Rahmenprogramm mit Gala wirkte er mit Ehefrau und Bikini-Sternchen Jena Sims eher gelangweilt. Und dann war da dieser Samstagmorgen, an dem Koepka an der Seite von Scottie Scheffler diese 9&7-Rekord-Klatsche gegen Europas Youngster Hovland/Åberg kassierte. Da wurde Koepka mächtig das Fell über die Ohren gezogen. Nie gab es eine höhere Niederlage in der Geschichte des Ryder Cup. Und irgendjemand müsste Koepka noch erklären, dass man seine Kappe absetzt, wenn man seinem Gegner nach Spielende die Hand schüttelt. Das ist eine Frage des Respekts und des Anstands.

Scottie Scheffler – Der Mann ist die Nummer eins der Welt. Klar ist er als solcher ganz besonders im Fokus. Auf und neben dem Platz. Einige US-Medien hatten im Vorfeld vermutet, dass Scheffler der verlängerte Arm des Captains-Teams um Zach Johnson sein würde. Der 27-Jährige aus New Jersey konnte seine Crew aber irgendwie nicht beflügeln oder gar mitreißen. Bitter: Scheffler konnte keine einzige Partie gewinnen, sondern nur zwei Matches teilen. Zudem schrieb auch er Geschichte – und zwar im negativen Sinne, denn Scheffler war die andere Hälfte des US-Duos, das die historische 9&7-Klatsche gegen Hovland/ Åberg kassierte.


Nicolai Højgaard – Natürlich ist es fast schon unverschämt, nach so einem Verlauf einen Verlierer im Siegerteam Europa zu suchen. Aber die Personalie Nicolai Højgaard war im Vorfeld des 44. Ryder Cup schon ziemlich umstritten. Der 22-jährige Däne war als vorletzter Captain's Pick auf den Rom-Express aufgesprungen und hatte ganz sicher auch in Landsmann Thomas Bjørn einen starken Fürsprecher. Vielleicht war es auch die Nervosität, die dem Debütanten zu schaffen machte, denn bei seinem ersten Auftritt für die Farben Europas sammelte er lediglich ein halbes Pünktchen ein. Aber an Erfahrung hat er sicher gewonnen.

Der Putt zum Sieg – So ein Ryder Cup lebt davon, dass irgendeiner am Finaltag den entscheidenden Putt locht und danach alle Dämme brechen. Wir erinnern uns an Martin Kaymer, der 2012 beim Miracle von Medinah den finalen Putt zum Sieg für Team Europa lochte. Momente für die Ewigkeit. Genau so ein Ding fehlte dem Turnier in Rom. Was auch immer in Rickie Fowler vorgegangen ist, als er Tommy Fleetwood den Putt auf der 16 aus knapp einem Meter schenkte. Es ist zu vermuten, dass er einfach nicht wusste, dass genau dieses Geschenk Europa den letzten nötigen halben Punkt und damit den Sieg bescherte. So ist der (diesmal nicht existente) Putt zum Sieg auch ein Verlierer dieses alles in allem großartigen Events.

Alle Infos & News zum Ryder Cup > > >