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Rose Zhang: „Manchmal hat mich alles ein bisschen überwältigt“


13. Mai 2024 , Thomas Fischbacher


Zweiter Tour-Titel: Rose Zhang
Zweiter Tour-Titel: Rose Zhang | © Malcolm Mackenzie / LET

Rose Zhang gewinnt in New Jersey ihren zweiten Titel auf der LPGA Tour. Vor knapp einem Jahr tauchte die Top-Amateurin mit einem großen Knall auf der LPGA Tour auf.

Dass mit Rose Zhang etwas Besonderes auf das Damengolf zukommt, war keine große Überraschung. Die Kalifornierin war jahrelang die dominante Größe im Amateurgolf. Sie siegte in Serie, gewann sowohl US Womens Amateur als auch die US Girls Junior und schaffte bei ihren Major-Ausflügen auf der großen Bühne stets den Cut. Als letzte großer Höhepunkt ihrer historischen Amateurkarriere setzte sie sich beim Womens Amateur im Augusta National durch. Ende Mai 2023 wechselte die 20-Jährige ins Profilager – nach unerreichten 141 Wochen in Folge als Nummer eins. 

Die Golfwelt ahnte bereits, dass da eine Spielerin auf der LPGA Tour aufschlägt, die bereits die spielerische Reife besitzt, um sich im Konzert der großen Namen zu etablieren. Dass es bei ihrem ersten Start mit neuem Status gleich der große Knall werden würde – damit rechneten dann doch die wenigsten.

Zhang gewann 2023 bei ihrem Profidebüt die Mizuho Americas Open im Liberty National. Drei Wochen später lag sie bis zu einem Bogey am 16. Loch in Baltusrol bei der KPMG Women's PGA Championship mit einem Schlag in Führung. Sie belegte am Ende den achten Platz. Es war ein unwirklich guter Start. Im weiteren Verlauf des Jahres debütierte sie im us-amerikanischen Solheim-Cup-Team von Stacy Lewis. 

Unbekümmertheit als Erfolgsrezept

Ihr Erfolgsrezept damals: Ihre Unbekümmertheit und Golf ohne Erwartungen. „Ich versuche, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und mich mit dem Platz auseinanderzusetzen”, kommentierte die Absolventin der Stanford University. „Natürlich gibt es Frustrationen, Enttäuschungen über mein Spiel, aber ich denke nicht ein einziges Mal darüber nach, wo ich am Ende stehe oder wo ich stehen sollte.” Golf sei das Spiel, das sie liebe, ergänzte sie weiter.

Einen weiterer Sieg wollte Zhang bisher allerdings nicht gelingen. Zwar tauchte ihr Name in den vergangenen Monaten immer mal wieder vorne auf dem Leaderboard auf, doch 2024 hielten sich bisher verpasste Cuts und Top-Zehn-Ergebnisse die Waage.

Knapp ein Jahr nach ihrem fulminantem Debüt-Titel war es am vergangenen Wochenende wieder so weit. Zhang setzte sich in einem eindrucksvollen Zweikampf mit Solheim-Cup-Kontrahentin Madelene Sagstrom durch. Das Duo war dem Feld in New Jersey enteilt. Die Senkrechtstarterin gewann zwei Schläge vor Sagstrom und stolze 15 (!) vor der drittplatzierten Gabriela Ruffels. Im Endspurt gelangen ihr vier Birdies auf den abschließenden fünf Bahnen.


Eindrucksvoller Sieg über Sagstrom

„Ich zittere jetzt noch“, gestand Zhang nach ihrem zweiten LPGA-Titel. „Ich glaube, ich habe nie aufgegeben. Ich habe immer gewusst, dass ich etwas in mir habe, um es einfach durchzuziehen und die Zeit zu genießen. Madelene ist eine extrem solide Spielerin, sie hat im Grunde jeden einzelnen Schlag neben das Loch geschlagen und Putts gemacht. Ich musste mich auf die härteste Herausforderung vorbereiten. Aber es ist verrückt, dass das passiert ist.“

Dabei gestand das Top-Talent, dass der Wirbel um ihre Person nach ihrem Sieg im vergangenen Jahr nicht nur positive Folgen hatte. 

„Manchmal hat mich alles ein bisschen überwältigt, aber ich hatte so eine gute Unterstützung um mich herum“, erklärte sie. Ich hatte Leute, die wirklich zu mir hielten und mir sagten, ich solle einen Schritt nach dem anderen gehen. Ich habe mich im vergangenen Jahr enorm weiterentwickelt. Ich habe nicht erwartet, dass ich gewinnen muss, weil mir klar ist, dass das alles von außen nur Schall und Rauch ist. Ich muss einfach selbst daran arbeiten und mein Bestes geben, um mich in solche Positionen zu bringen. Aber egal, was diese Woche passiert wäre, ich wäre sehr zufrieden gewesen und nichts hätte sich an meiner Leidenschaft für das Spiel geändert.“

Vier Majors, die Olympischen Spiele und der Solheim Cup stehen in diesem noch als Höhepunkte im Turnierkalender für die besten Damen weltweit. Es würde keinen überraschen, wenn auch bei diesen großen Events der Name Zhang das ein oder andere Mal ganz vorne im Tableau auftauchen würde.