Panorama

Wenn ein Golf-Cart Leben rettet


21. April 2023 , Thomas Kirmaier


Die Verantwortlichen von Royal Dornoch in Schottland mit den Initiatoren des Defi-Projekts. © Royal Dornoch
Die Verantwortlichen von Royal Dornoch in Schottland mit den Initiatoren des Defi-Projekts. © Royal Dornoch

Ein Club in Schottland ist der erste weltweit, der seine Golf-Carts mit Defibrillatoren ausrüstet, um im Notfall mit schneller Hilfe Leben zu retten.

Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache in Deutschland. Hört das Herz auf zu schlagen, zählt jede Sekunde. Je schneller geholfen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit zu überleben. Das gilt für Sportler insbesondere und daher natürlich auch auf dem Golfplatz. Zahlreiche Clubs haben sich zu diesem Zweck bereits einen oder mehrere Defibrillatoren angeschafft und schulen Mitarbeiter. Der Royal Dornoch Golf Club im Norden Schottlands ist aber nun der erste weltweit, der seine Carts mit einem solchen Gerät, das im Notfall Leben retten kann, ausgestattet hat.

Einige Jahre hatte Royal Dornoch Defibrillatoren in seinem Club- sowie im Halfway-Haus. Nun geht man dort einen Schritt weiter, denn: „Das ist der erste Club weltweit, der seine Golfbuggys mit Defibrillatoren ausgestattet hat. Und ich hoffe, es werden weitere folgen“, wird David Sullivan auf der Website des Clubs zitiert. Der Geschäftsmann hat zusammen mit Ex-Fußball-Profi John Salako, der inzwischen als TV-Experte kommentiert, eine Initiative gegründet, die genau auf diese Thematik aufmerksam machen möchte.

Sullivan, der selbst vier Freunde wegen plötzlichen Herztodes verloren hat, erklärt: „Wir beobachten, dass immer mehr Golfclubs in ganz Großbritannien Defibrillatoren für ihre Clubhäuser kaufen. Das ist fantastisch. Aber wir glauben, dass Clubs noch einen Schritt weiter gehen können, um Mitglieder und Besucher zu schützen, indem sie Defibrillatoren in jedem Cart bereitstellen, der auf den Platz fährt.“

Auf den Herren-Toiletten des Stuttgarter GC Solitude wurde jüngst auch ein Defi angebracht, der im Notfall Leben retten kann.
Auf den Herren-Toiletten des Stuttgarter GC Solitude wurde jüngst auch ein Defi angebracht, der im Notfall Leben retten kann. | ©


Neil Hampton, Manager von Royal Dornoch, ist überzeugt, dass andere Golfclubs das Konzept übernehmen werden. „Wir waren sehr beeindruckt von dem, was David und John getan haben, um die Verwendung von Defibrillatoren zu fördern“, sagte er. Also habe man in allen fünf Buggys, die an Golfer mit medizinischen Problemen vermietet werden, einen Defi installiert. „Ein weiterer wird von unserem Ranger verwendet und könnte sich als besonders wertvoll erweisen, wenn jemand in Not ist“, so Hampton. Die Geräte seien einfach zu bedienen und selbsterklärend.

Die Überlebenschancen eines Opfers eines Herzstillstands steigen erheblich, wenn innerhalb der ersten drei Minuten ein Defibrillator eingesetzt werden kann. Und wenn so ein Gerät in der Nähe ist, steigt auch die Möglichkeit einer schnellen Hilfe. Gerade im Golf, das auf einer großen Fläche gespielt wird, kann der Weg zu einem Defi, der im Club- oder Halfway-Haus untergebracht ist, sehr weit sein. „Bei der Größe eines durchschnittlichen Golfplatzes ist es sinnvoll, Buggys mit Ausrüstung auszustatten, die im Notfall schnell einsatzbereit ist“, so Sullivan.

Auch in Deutschland verfügen zahlreiche Clubs teils seit vielen Jahren über Defibrillatoren, die Leben retten können. „Für den Notfall finden Sie ab sofort einen Defibrillator auf der Herren-Toilette“, berichtet beispielsweise der Stuttgarter GC Solitude Mitte April dieses Jahres auf seiner Website. Der Märkische Golf Club Hagen schreibt auf seiner Homepage: „Seit Jahren halten wir im Clubhaus einen Defibrillator vor, der für den Notfall von plötzlicher Bewusstlosigkeit/Leblosigkeit als möglicher Lebensretter zum Einsatz kommen sollte.“ Das Gerät befinde sich im Eingangsbereich des Clubhauses neben dem Sekretariat und könne dort jederzeit entnommen werden.

Wichtig bei der Anschaffung eines Defibrillators ist, dass die Geräte frei zugänglich sind und nicht in abgeschlossenen Räumen untergebracht sind. Wenn man auf dem Golfplatz unterwegs ist, kann der Weg bis zum Clubhaus allerdings schon zu weit sein. Wenn Carts, die auf der Anlage im Einsatz sind, mit solchen Defis ausgerüstet sind, steigt zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass eine Maschine, die im Notfall Leben retten kann, in der Nähe ist. Vielleicht macht das Beispiel Royal Dornoch auch in Deutschland Schule.